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Zeitzeugen berichten über das Reaktorunglück in Tschernobyl vor 28 Jahren

Zeitzeugen berichten über das Reaktorunglück in Tschernobyl vor 28 Jahren

Im März erhielten die Schüler der Geschwister-Scholl-Schule Besuch von Zeitzeugen der Tschernobyl-Katastrophe.

Oleg Geraschtschenko, Ukraine, berichtete über seine Arbeit als Feuerwehrmann bei den Aufräumarbeiten am havarierten Reaktor. Anna Jemeljantschik, Weißrussland, berichtete über ihre Arbeit in den verstrahlten Gebieten unmittelbar nach der Reaktorkatastrophe. Swetlana Margolina, Weißrussland, war als Dolmetscherin mit in die Geschwister-Scholl-Schule gekommen.

Der Feuerwehrmann Oleg Geraschtschenko war schon vor 3 Jahren in der Geschwister-Scholl-Schule. Dort wurde zum 25. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe eine Ausstellung über die Katastrophe im Kernkraftwerk, die Menschen in den verstrahlten Gebieten, die verlassenen Orte und die Solidaritätsbewegungen in Europa gezeigt. In der Aktionswoche hatten mehr als 1700 Besucher die Ausstellung in der Geschwister-Scholl-Schule gesehen und an Gesprächen mit Zeitzeugen teilgenommen. Damals hatte Alex, ein Mitschüler, einen Orden von Oleg erhalten, den Alex bis heute gut aufbewahrt hat. Anlässlich des erneuten Besuchs in der Geschwister-Scholl-Schule hat Alex Oleg wieder getroffen.

Während ihrer Zeit in der staatlichen Jugendorganisation Komsomol der damaligen Sowjetunion wurde sie als Liquidatorin in ein Dorf in der Nähe von Tschernobyl geschickt. Liquidatoren waren Menschen, die zur Beseitigung der Schäden dorthin geschickt wurden.
Die Klasse 8b hatte sich schon vorher im Unterricht über die Katastrophe von Tschernobyl informiert und wusste, dass am 26. April 1986 ein Kernreaktor explodiert war.
Frau Jemeljantschik und die Dolmetscherin Swetlana Margolina berichteten, dass die Menschen in Weißrussland und der Ukraine zunächst nichts über die Katastrophe erfahren haben. Die jungen Menschen, unter ihnen Anna Jemeljantschik, wussten nicht, was sie erwartete und welcher Gefahr sie ausgesetzt waren, als sie in die Region fuhren.

Dort musste Anna mit ihren Kolleginnen in einem Geschäft aufräumen und saubermachen und die Lagerbestände kontrollieren. Ihre Arbeit in dem radioaktiv verseuchten Gebiet dauerte drei Monate lang. Es gab keine Schutzkleidung für die Menschen.
Da es viel zu wenig Nahrungsmittel gab, ernteten sie das Obst und Gemüse in der Region. Niemand sagte ihnen, dass alles der radioaktiven Strahlung ausgesetzt war, und dass der Verzehr von verstrahltem Obst und Gemüse die Gesundheit schädigen würde.

Anna Jemeljantschik war zweimal im Einsatz in der Nähe von Tschernobyl. Für sie blieb das nicht ohne gesundheitliche Folgen. Sehr bewegt hat sie uns erzählt, dass ihre beiden Kinder auch große gesundheitliche Probleme haben, die auf die radioaktive Strahlung zurück zuführen sind. Sie selbst leidet sehr darunter, dass sie als Mutter die Gesundheitsprobleme ihrer Kinder verantwortet. Wir fragten, ob die Menschen, die so einer großen Gefahr ausgesetzt waren, wenigstens einen Entschädigung erhalten haben. Frau Jemeljantschik berichtete, dass sie früher mehr Gehalt bekommen hat und weniger Miete zahlen musste. Aber unter dem Präsidenten Lukaschenko hat sich das geändert. Heute werden die Liquidatoren nur noch als „Betroffene“ bezeichnet. In Weißrussland darf öffentlich nicht mehr über die Katastrophe von Tschernobyl gesprochen werden.

Deshalb ist Anna nach Deutschland gekommen und erzählt über ihre Erlebnisse, damit diese Katastrophe und das Schicksal der Menschen nicht vergessen wird.
Zum Schluss hat sie zu den Schülerinnen und Schülern gesagt: „Ihr habt immer im Leben eine Wahl, trefft für euch immer die richtige und lernt aus euren Fehlern.“
Die Klasse 8b fand es sehr beeindruckend, dass Anna Jemeljantschik so offen über ihr persönliches Schicksal erzählt hat, und hofft, dass die Welt aus der Tschernobyl-Katastrophe lernt.

C. Mesch