„Zeitzeugen sind die besten Geschichtslehrer!“. Ganz im Sinne seines Zitates besuchte am 1. März 2018 der bekannte jüdische Autor und Holocaustüberlebende Sally Perel die Geschwister-Scholl-Schule.
Herr Perel fesselte dabei in einem Autorenvortrag, fast zwei Stunden lang, Schülerinnen und Schüler der zehnten Jahrgangsstufe, mit der Geschichte seiner bewegten Jungend, die er auch in seinem Buch „Ich war Hitlerjunge Salomon“ veröffentlichte. Unterstützt wurde er dabei von dem ehemaligen Landtagsabgeordneten und Moderatoren Hans Feuß und dem Schüler Thies Nobbe.
„Meine lieben jungen Freunde…“ mit diesen Worten begann Herr Perel seinen Vortrag und berichtete, wie er in seiner Jugend erst mit der Familie und später mit seinem Bruder Isaac vor den Nationalsozialisten nach Polen fliehen musste.
Nachdem die beiden während der Flucht getrennt wurden, kam Sally Perel zunächst in ein russisches Kinderheim und fiel nach erneuter Flucht den deutschen Besatzern in die Hände. Er überlebte nur indem er sich als „Volksdeutscher“ ausgab.
Unter dem Namen Josef „Jupp“ Perjel wurde er zunächst von den deutschen Wehrmachtssoldaten quasi adoptiert und fungierte auch als Übersetzer für Deutsch und Russisch an der Kriegsfront. Später schickte man ihn auf eine Akademie für Jugendführung der Hitlerjugend in Braunschweig, wo es ihm gelang die Zeit des Nationalsozialismus und den Holocaust zu überleben.
Bewegt verfolgten die Schülerinnen und Schüler wie Herr Perel schilderte, in dieser Zeit zerrissen zwischen zwei Identitäten, dem Juden Sally und dem deutschen Jupp gewesen zu sein. Tagsüber war er Jupp und nachts Sally und in Gedanken bei seiner Familie im Ghetto. Wie er in den Ferien nach Warschau reiste und dort versuchte ins jüdische Ghetto zu kommen um seine Eltern wiederzusehen. Und wie es ihm, als Jupp, immer wieder gelang dem Holocaust zu entgehen. Er berichtete auch von Liebe, Angst und Zweifel an der wahren Identität und schaffte es durch seine humorvolle Art und schülernahe Art die Zuhörer mit seiner Geschichte zu berühren. Geleitet hätten ihn in dieser Zeit immer die Abschiedsworte seiner Mutter, die ihm mit auf den Weg gab: „Du sollst leben!“
Interessiert beantwortete Sally Perel anschließend Fragen der Schülerinnen und Schüler, die diese zuvor im Unterricht vorbereitet hatten.
„Der Jupp“, wie er sein zweites Ich nennt, berichtete er, sei irgendwie immer noch da. Und obwohl er ihn hasse und gerne hätte loswerden wollen, wäre er „dem Jupp“ auch dankbar, denn dieser hätte ihn damals gerettet.
Das wichtigste im Leben sei doch, so beendete er seinen Vortrag, zu lieben, egal in welchem Alter und das Geschehene nie zu vergessen.
Sally Perel hat an diesem Tag viele Schülerinnen und Schüler der Geschwister-Scholl-Schule sehr berührt und gezeigt, dass Zeitzeugen manchmal auch die besten Geschichtslehrer sein können.