Was kann man eigentlich noch glauben? In der Schule beobachten wir immer wieder, dass die Schülerinnen und Schüler sich nicht darüber sicher sind, was in Zeiten bewusst gestreuter Falschmeldungen eigentlich wahr ist und was nicht. Häufig geben sie ihrem Gefühl nach und vertrauen dem, was gerade auf Social Media angesagt ist, weil es vielleicht ihren eigenen Vorstellungen entspricht und sie es gerne glauben wollen. Oder es werden ihnen Sichtweisen untergeschoben, ohne dass sie die dahinterstehenden Absichten durchschauen.
Um dieser gefährlichen Entwicklung etwas entgegenzusetzen, haben wir an unserer Schule am 01. Oktober 2024 sechzehn Schülerinnen und Schüler der Sowi-Kurse der Klasse 10 zu Lie Detectors, also zu Lügen-Detektoren, ausbilden lassen. Sie sollen als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren fungieren und ihr neu erworbenes Wissen an andere Schülerinnen und Schüler weitergeben. Auf diese Weise soll nach und nach eine bessere Nachrichten- und Medienkompetenz der gesamten Schulgemeinschaft erreicht werden. Auch das Kollegium wurde am Nachmittag im Rahmen einer Fortbildung diesbezüglich weitergebildet. Michelle Ruschhaupt, die Erasmus+Koordinatorin unserer Schule, hatte den Kontakt zu den Lie Detectors mit Sitz in Brüssel hergestellt, nachdem sie die Gründerin, die Journalistin Juliane von Reppert-Bismarck bei einer Tagung in Bonn kennengelernt hatte. Die Veranstaltung wurde von Erasmus+ finanziert, denn das aktuelle Projekt verfolgt die Schwerpunkte Demokratisierung und Digitalisierung. Unterstützt wurde die Veranstaltung darüber hinaus von der Schulmediothek in Person der Leiterin Bettina Löhr-Grust, die auch weitere Schulbibliothekarinnen aus Gütersloh zur Nachmittagsveranstaltung eingeladen hatte.
Ziel der Ausbildung ist es, die Lie Detectors in die Lage zu versetzen, kritisch zu denken und Falschmeldungen durch analytische Schritte zu identifizieren. Darüber hinaus soll ihr Bewusstsein für die Risiken sozialer Medien sensibilisiert werden. Das Training wird durch Journalistinnen und Journalisten durchgeführt, in unserem Fall durch Sigrid März, freie Wissenschaftsjournalistin aus Münster. Frau März präsentierte visuelle Lügen, also zum Beispiel Fotos, die in einem falschen Kontext verwendet wurden oder auch Bilder, die durch KI manipuliert wurden. Durch kritisches Hinterfragen oder auch die umgekehrte Bildersuche wurden die dahinterstehenden Botschaften schnell als Falschmeldungen entlarvt. Ein weiteres Thema war der professionelle Journalismus, der nach März der Wahrheit verpflichtet ist. Gleichwohl gab sie zu bedenken, dass es auch hier Einschränkungen gibt, da zum Beispiel nicht immer das gesamte Spektrum der Informationen abgebildet werden kann oder die Berichterstattung auf den Schwerpunkt des entsprechenden Mediums, für das man arbeitet, ausgerichtet ist. Abschließend bildeten die Schülerinnen und Schüler Teams, in denen sie einen Titel und eine Einleitung zum Thema Alkoholkonsum bei Minderjährigen verfassen sollten – und zwar einerseits für ein Eltern-Magazin und andererseits für einen Teenager-Blog. Es wurde deutlich, dass zwar das gleiche Thema behandelt, allerdings im Hinblick auf die unterschiedlichen Adressaten anders argumentiert und bewertet wurde. Während des Workshops und auch zum Abschluss betonte Sigrid März zwei wichtige Instrumente, die im Umgang mit Nachrichten nicht fehlen dürfen: Verstand und Skepsis. Die Schülerinnen und Schüler der GSS sollen diesbezüglich in der Zukunft noch mehr geschult werden, um ihre Medienkompetenz weiter zu fördern und Nachrichten kritisch zu beleuchten, denn das war immer schon – und ist es auch gerade in dieser Zeit – unabdingbar, wenn eine demokratische Gesellschaft weiterhin Bestand haben soll.
Simone Herzig